Pablo Picasso: Sogar ein Kochtopf kann schreien - Falstaff

2022-12-20 14:44:06 By : Ms. Grace Chow

Pablo Picasso gilt als einer der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts.

© David Douglas Duncan Kunstmuseum Pablo Picasso Münster

Pablo Picasso gilt als einer der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts.

© David Douglas Duncan Kunstmuseum Pablo Picasso Münster

Pablo Picasso: Sogar ein Kochtopf kann schreien

Der spanische Maler Pablo Picasso liebte es, seine Zeit in Küchen und Bars zu verbringen, um dort zu malen und zu schreiben. Kochen, Essen und alltägliche Dinge wie Löffel, Tischtücher oder Zuckerdosen inspirierten ihn – wie seine Werke zeigen.

Das Talent seines Sohnes Pablo blieb José Ruiz Blasco nicht lange verborgen. Als er dem Dreijährigen bei seinen ersten Malversuchen in der Küche zusah, erkannte er sofort, dass sein Bub außergewöhnlich begabt war. Auf das Urteil von Picassos Vater war Verlass, war er doch selbst Maler und Zeichenlehrer an der Kunstschule in Málaga. Als Pablo sieben Jahre alt war, begann sein Vater, ihn zu unterrichten. An Eifer und Selbstbewusstsein fehlte es dem Kleinen nie. Er habe schon sehr früh wie Raffael zeichnen können, sagte Picasso später über sich. Die Werke seines Vaters hingegen beeindruckten ihn nicht: »Mein Vater malte Bilder für Esszimmer; Rebhühner oder Tauben und Kaninchen: Fell und Federn waren darauf zu sehen, Vögel und Blumen seine Spezialität«, erzählte er seinem Freund Jaime Sabartés. Ein Grund, weshalb sich Pablo später entschloss, seine Bilder nicht mehr mit »P. Ruiz«, sondern nur mehr mit »Picasso«, dem Geburtsnamen seiner Mutter, zu signieren.

Als er zehn Jahre alt war, zog seine Familie nach La Coruña, in den Nordwesten Spaniens, wo Picassos Vater an der Hochschule für bildende Kunst eine Stelle als Kunstlehrer angenommen hatte. Doch Málaga und sein Geburtshaus vergaß der Bub nicht, wie viele Zeichnungen und Bilder zeigen. Besonders die gemütliche Küche, in der er viele Stunden zugebracht und seine Schwestern und seine Mutter beim Kochen beobachtet hatte, vermisste er. 1896 malte er seine Mutter Maria in der Küche in Málaga und 1899 »Lola beim Kuchenschneiden«. Vor Maria Picasso hatte Pablo großen Respekt und umgekehrt auch sie vor ihm: »Als ich ein Kind war, sagte meine Mutter zu mir: ›Wenn du ein Soldat bist, wirst du ein General werden. Wenn du ein Mönch bist, wirst du der Papst.‹ Stattdessen war ich Maler und wurde Picasso«, erzählte der Künstler im Jahr 1940.

Pablo Picasso, hier mit seiner zweiten Ehefrau, Jacqueline Roque (Cannes, 1957): Die Keramik-verkäuferin inspirierte ihn zu Hunderten von Werken.

© David Douglas Duncan Kunstmuseum Pablo Picasso Münster

Auch die Kochkünste seiner Mutter schätzte Picasso sehr. In seinen »Écrits« hielt er einige ihrer Rezepte fest. Etwa das der »Baba«, kleiner, in Öl herausgebratener Küchlein. Auch Picassos Liebeserklärungen konnten schon einmal kulinarischen Einschlag haben. Als er im Februar 1916 um seine damalige Nachbarin Gaby warb, fertigte er für sie eine Zeichnung der Küche seiner Kindheit an und schrieb darunter: »Lenke Dich ab und schaue Dir das kleine Speisezimmer an. Ich werde sehr glücklich mit Dir sein. Je t’aime, je t’aime, je -t’aime …«

1895 zog die Familie nach Barcelona. Obwohl Picasso erst 14 Jahre alt war, schaffte er die Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie »La Llotja« mühelos. Dort freundete er sich mit dem Studenten Manuel Pallarès, dem Sohn reicher Bauern aus dem kleinen Dorf Horta, an. Die beiden blieben einander ihr Leben lang verbunden. Als Pablo 1898 schwer an Scharlach erkrankte, lud ihn Manuel ein, mit ihm einige Tage zu Hause in den Bergen Südkataloniens zu verbringen, um wieder zu Kräften zu kommen. Aus den Tagen wurde ein halbes Jahr. Denn das ländliche Leben in den Bergen begeisterte Picasso und inspirierte ihn – nicht nur künstlerisch. Er arbeitete auf den Feldern, versorgte Tiere, half bei der Olivenernte und erlebte, wie aus den Früchten Öl gepresst wurde. Und auch die einfache Küche der Region entsprach ihm. In seinen Aufzeichnungen erinnerte er sich an die großen Eier-Kartoffel-Pfannen, an das Dörrgemüse, die »butifarras« und »sobrassadas« (Würste), aber vor allem an die vielen Reisvariationen: »Körniger Reis, cremiger Reis, fetter Reis, Milchreis, Reissuppe, Reis in Gemüsesuppe und mit einigen wenigen Safranfäden gekocht.« Safranfarben prägen auch viele seiner Gemälde, die in dieser Region entstanden: »Das Bauernhaus von ­Quiquet«, »Frau mit Brotlaiben« oder »Stillleben mit Porrón«.

»Baba« – frittierte Teigbällchen.

Bestens erholt fand sich Picasso im Frühjahr 1899 wieder in Barcelona ein und begann, sich mit Vorliebe im »Els Quatre Gats« (»Die vier Katzen«) in der Carrer de Montsió aufzuhalten. Die Cafébar war Treffpunkt junger modernistischer Künstler wie Ramon Casas, Miquel Utrillo und ­Santiago Rusiñol. Der Wirt des Lokals, Pere Romeu, nahm schnell Notiz von dem talentierten Gast und bat ihn, neue Plakate für sein Lokal und die Speisekarten zu zeichnen. Aufputz hatte das Restaurant dringend notwendig, denn die Portionen waren klein und das Essen durchschnittlich. »Mehr als ein Restaurant war es eine Ausstellung von gemalten Gerichten, eine Miniaturküche, die eher in einen Kindergarten passt. Die Portionen waren winzig, an der Grenze zum Ätherischen«, schrieb der Literat Josep Pla. Dass Picasso das »Quatre Gats« oft hungrig verließ, nahm er in Kauf. Schließlich gab ihm Pere Romeu im Februar 1900 die Möglichkeit, dort seine erste Einzelausstellung auszurichten. Sie bestand aus Porträts der prominenten Besucher des Lokals. Da Picasso kein Geld hatte, heftete er die Bilder ohne Rahmen an die Wände. Die Stammgäste kamen dennoch, um sich zu bewundern. Und was sie sahen, gefiel ihnen. Nach dem Ende der Ausstellung konnte sich Picasso sein erstes Atelier leisen.

Kein Zweifel: Die vielen Begegnungen in den Lokalen Barcelonas prägten den Blick des Malers auf die Welt. Der Kubismus, jene Stilrichtung, als deren Begründer Picasso gilt, sei in Bars und Küchen geboren worden, sagte er später. Darum sei seine Arbeit voll von den simpelsten Dingen im Leben. »Ein Löffel für ein Glas Absinth, eine Flasche Anís del Mono, ein Restaurantschild, Wein, Rohschinken, ein gemästetes Huhn. Diese Entmystifizierung der Malerei verherrlicht das Alltagsleben und zeigt den Geschmack des wirklichen Lebens«, so der Meister.

US-Fotograf David Douglas Duncan erhielt private Einblicke in das Leben des Künstlers: Die Gräten des Fisches wurden später von Picasso in Ton abgedruckt.

© David Douglas Duncan Kunstmuseum Pablo Picasso Münster

Nicht nur der Kubismus wurde in Bars und Küchen geboren, auch Picassos literarisches Werk, von dessen Existenz viele gar nichts wissen, begann genau hier. Der Spanier schrieb am liebsten am Küchentisch, manchmal auch auf Servietten. In seinen Gedichten und seinem Theaterstück »Wie man Wünsche beim Schwanz packt« sind Gewürze, Aromen und Farben allgegen­wärtig, und aus Tomaten, Paprika, Eiern, Chorizo, Artischocken und Lauch werden die Gerichte seiner Kindheit gekocht. Picasso schrieb dieses surrealistische Drama 1941 in Paris. Die Stadt war von den Deutschen besetzt, und Spanien, seiner Heimat, hatte Franco durch einen blutigen Bürgerkrieg den Faschismus aufgezwungen. Im März 1944 wurde es in der Wohnung des Galeristin Louise Leiris aufgeführt. Die Mitwirkenden waren wohlbekannt. Regie führte der Schriftsteller Albert Camus, und zu den Darstellern zählte das Schriftstellerpaar Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre. Das Publikum, eine illustre Runde von Künstlern und Intellektuellen, verstand seine Anwesenheit als Demonstration des politischen Widerstands.

In den Kriegsjahren, in denen in Paris Lebensmittel knapp waren, widmete sich Picasso häufig kulinarischen Motiven: Obstschalen, Würste, Fisch und Schalentiere finden sich in seinen oft dunkel gehaltenen Stillleben. Auch Stühle, Tische mit blau karierten Tischtüchern, Messer und Gabeln. Manche seiner Bilder erinnern an spanische Gasthäuser, die Picasso so vermisste. Er litt und rebellierte – auf seine Weise – gegen das politische Regime: »Sehen Sie«, sagte er zu seinem Freund, dem Widerstandskämpfer Pierre Daix, »sogar ein Kochtopf kann schreien. Alles kann schreien.«

Kaum war der Krieg vorbei, zog Picasso nach Südfrankreich, um die traumatischen Jahre zu vergessen. In Vallauris besuchte er eine Töpferwerkstatt und war fasziniert von all dem, was aus Erde, Wasser und Feuer entstehen kann. Fortan widmete er sich mit Leidenschaft dem Töpfern und der Keramikkunst. Wie beim Kochen, sagte er, sind die richtigen Zutaten der Schlüssel und ihr Verhältnis zueinander bestimmt die Qualität. Begeistert von der mediterranen Küche, bemalte er seine Teller und Töpfe mit Fischen, Melonen, Auberginen oder Brot. Die fingerförmigen Brötchen, die es in Vallauris zu kaufen gab, aß er besonders gern. Das schmeichelte den Bäckern des Dorfes. Es dauerte nicht lange, da hießen die kleinen Baguettes auch schon »Picassos«.

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